Montag, 13. August 2012

Pferdezucht aus Leidenschaft: Der Zucht- und Aufzuchtstall Schräder/Witte in Ladbergen

Wer den Hof von Ricarda Schräder und Martin Witte betritt, der merkt sofort: Hier dreht sich alles um das Thema Pferd. Die idyllisch gelegene Anlage zwischen Münster und Osnabrück beherbergt nämlich neben zahlreichen lebendigen Vierbeinern auch Plastikpferd „Maric“, das einen im freundlich gestaltetem Innenhof begrüßt.
Ricarda Schräder und Martin Witte betreiben ihren Betrieb seit 2005 und vergrößern und entwickeln sich seitdem stets von Jahr zu Jahr.
Denn im Gespräch mit den Pferdehaltern, die beide Quereinsteiger sind, wird schnell klar: Neben Liebe und Leidenschaft stecken vor allem viel Professionalität und Dynamik hinter dem Erfolgsrezept des Zucht- und Aufzuchtstall Ladbergen.

Auf dem Hauptgelände des Hofes tummeln sich neben einigen Reitpferden etwa zehn Zuchtstuten mit ihren Fohlen auf den großen Weiden und in den geräumigen Stallungen. Die zahlreichen Aufzuchtpferde stehen auf Außenanlagen – aus Gründen des Gesundheitsschutzes für die werdenden Mütter und die Allerkleinsten, erklärt die passionierte Züchterin.

Sieben eigene Zuchtstuten stehen im Moment im Stall der Züchtergemeinschaft Schräder/Witte, darunter auch das „Schmuckstück“ Sunshine. Die Show Star-Tochter ist selber bis in die schwere Dressurklasse ausgebildet und weist zahlreiche Platzierungen in Jungpferdeprüfungen auf.
Ihr diesjähriges Fohlen vom Landbeschäler Dankeschön trägt zu recht den Namen „Diamant“ und konnte sich souverän für das Deutsche Fohlenchampionat in Lienen qualifizieren und ist die größte Hoffnung seiner Züchter für die Körung 2014.
Die eigenen Stuten sind streng selektiert, es wird auf gute Stutenstämme wert gelegt, alle Stuten verfügen entweder über Prämien, eigene Sporterfolge oder bereits erfolgreiche Nachzucht.
Neben prominenten Namen wie Rosenkavalier, Show Star und Ehrentusch finden sich auch Hengste aus altbewährten Linien wieder, wie z.B. Grande, Artwig oder Der Clou.

Ab etwa Anfang März werden die Fohlen auf dem Hof Schräder/Witte geboren, denn eines ist den Betreibern besonders wichtig: Alle Jünglinge sollen von Anfang an genügend Auslauf genießen, damit sich der Bänder- und Sehnenapparat gut ausprägen und entwickeln kann. Um auch etwas unreifen oder weich gefesselten Fohlen gerecht zu werden, wurde ein kleiner betonierter Bereich vor den Abfohlboxen angelegt, den Mutter und Kind in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt nutzen können.
Auch Hygiene ist den Züchtern vor und nach der Geburts besonders wichtig: Alle Boxen werden täglich gemistet und regelmäßig desinfiziert.
Damit es soweit kommen kann, stehen zahlreiche technische und medizinische Raffinessen zur Verfügung: Martin Witte ist Eigenbestandsbesamer und kümmert sich darum, dass die Stuten vor der Geburt mit einem Birth Alarm und einer W-LAN-Kamera in ihrer Abfohlbox ausgestattet werden. Ricarda Schräder überwacht die werdenen Mütter mit Ph-Tests, um den Abfohlzeitpunkt möglichst genau bestimmen zu können und hat nach der Geburt schon so manchem Fohlen mit ihren umfassenden Kenntnissen im Bereich der Homöopathie auf die Beine helfen können.
Außerdem arbeiten die Beiden mit renommierten Tierärzten zusammen, die unter Anderem auch das Deutsche Fohlenchampionat betreuen.

Alle Fohlen werden bereits ab dem ersten Tag nach der Geburt ganz individuell betreut. Die Fohlen werden sofort an ein Halfter gewöhnt und es wird täglich das Hufeauskratzen geübt, da ist das Fohlen-ABC schnell gelernt.

Auf die Fütterung von Mutter und Fohlen legen alle Mitarbeiter besonders viel Wert: Neben hochwertigem Heu ad libidum aus eigenem Anbau steht hochwertiges Zucht- und Mineralfutter, das täglich individuell abgemessen und verfüttert wird, zur Verfügung.
Zweimal in der Woche gibt es frisch gekochtes Mash.
Dieser Fütterungsplan gilt auch für die Aufzuchtpferde, die auf den Außenanlagen untergebracht sind.

Die Stutfohlen stehen in einer altersgemischten Gruppe aus den Jahrgängen 2010 und 2011 tagsüber auf einer weitläufigen Weide bzw. im Winter auf einem großzügig angelegten Paddock, auf dem ihnen Heu zur freien Verfügung steht.
„Neben ausreichend viel Fläche ist uns eine gute Einzäunung unserer Weiden besonders wichtig.“, erzählt Betreiberin Ricarda Schräder, alle Zäune werden regelmäßig kontrolliert und erneuert.
Am frühen Abend werden die Stutfohlen über Nacht in den Stall geholt. Dabei kennt Ricarda Schräder ihre Schützlinge ganz genau: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es einfacher ist, die Fohlen in Herdenrangfolge in den Stall zu bringen.“. Alle Pferde werden dabei am Strick geführt, damit sie „als Dreijährige nicht ganz verwildert sind.“. Aus diesem Grund werden alle Pferde auch einmal die Woche geputzt, eine menschenbezogene Aufzucht ist im Reitstall Ladbergen selbstverständlich. Alle Jungpferde kennen den Schmied, sind regelmäßig geimpft und entwurmt.
„Wenn man die Pferde regelmäßig führt und putzt sind auch Besuche vom Tierarzt oder Schmied in der Regel kein Problem.“, erklärt die Betreiberin. „Aber auch knuddeln ist ganz wichtig“, ergänzt sie mit einem Lächeln und streichelt ihre Jährlingsstute.
Über Nacht stehen die Jährlinge zu zweit in Laufboxen, die Zweijährigen werden in Einzelboxen aufgestallt, damit sie beim Umzug in den Ausbildungsstall keinen „Kulturschock“ erleiden.

In kleiner Entfernung zum Hof leben die Junghengste in Jahrgängen im Offenstall bzw. Stallzelten.
„Wir achten darauf, dass die Gruppengröße immer eine gerade Zahl ist, damit keiner zum Außenseiter wird“, erklärt Ricarda Schräder die Aufteilung.
Die beiden Hengstgruppen werden zweimal täglich kontrolliert und gefüttert, dabei kommen Futtereimer zum Einsatz.
Auch die Junghengste gehen niemals ohne jegliche Erfahrung vom Hof: Im Winter ihres dritten Lebensjahres kommen sie auf die Hauptanlage, um sie an Boxenhaltung, Ausrüstung und das Reitergewicht zu gewöhnen, erst dann wechseln alle Dreijährigen – auch die Stuten – in den Ausbildungsstall.

Die Zuchtprodukte gehen unterschiedliche Wege. Grundsätzlich stehen alle Fohlen zum Verkauf. Da aber ausreichend Fläche vorhanden ist, können alle Fohlen – ob verkauft oder nicht – auch selber aufgezogenen werden und werden dann als angerittene Remonten verkauft. So stehen permanent mehrere qualitätsvolle Youngster zwischen Fohlenalter und vierjährig zum Verkauf, einige von ihnen sammeln bereits vor dem Verkauf erste Turniererfahrungen und sammeln fleißig Platzierungen – auch unter Amateuren.

Zwar wird das Hauptaugenmerk im Stall Schräder/Witte auf die Zucht und Aufzucht gelegt, aber auch Reit-, Rentner- oder Rekonkaleszenzpferde sind herzlich willkommen.
Für die Reitpferde steht ein Reitplatz, eine Führanlage und ein schönes Ausreitgelände bereit.
Rekonkaleszenzpferde können individuell behandelt werden, es wurden schon sehr gute Ergebnisse mit Magnetfeldtherapie erzielt, so konnte bei einer Stute mit einem Nervus Radialis-Abriss, die als unheilbar galt, bereits eine Lahmfreiheit erreicht werden.

Für die Zukunft wünschen sich die Betreiber eine dynamische Erweiterung ihres Betriebs, eventuell mit der Möglichkeit eigene und Einstellerpferde dort anzureiten und auszubilden, bis sie verkauft oder vom Besitzer übernommen werden. Außerdem hoffen sie auf eine erfolgreiche Aufzucht ihres Hengstfohlens „Diamant“, den sie gerne zur Körung vorstellen möchten. Also, auf ein Wiedersehen - spätestens - in Münster-Handorf 2014!

Kontakt und weitere Informationen, sowie aktuelle Verkaufspferde des Zucht- und Aufzuchtstalls Schräder/Witte erhalten sie über die Homepade www.reitstall-ladbergen.de, rischraeder@aol.com oder 0172/5941710


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen