Donnerstag, 16. August 2012

Reit- oder Schaupferde? Zur Vergabe von Prämien auf Stutenschauen in Westfalen

Was macht ein gutes Reitpferd aus? Nun, zuerst sollte man, allein des Wortstamms wegen, davon ausgehen, dass es sich gut reiten lässt.

Rittigkeit – Willigkeit des Pferdes, auf Hilfen richtig zu reagieren“

Das Pferd soll sich also lerneifrig und engagiert unter dem Sattel präsentieren und seinem Reiter das Gefühl geben, dass es bereit ist, willig mit ihm zusammenzuarbeiten.

Auch in der Satzung des westfälischen Pferdestammbuchs wird die Rittigkeit im Zuchtziel klar erwähnt und definiert:

Gezüchtet wird ein edles, großliniges und korrektes, gesundes und fruchtbares Pferd mit
schwungvollen, raumgreifenden, elastischen Bewegungen, das aufgrund seines Temperamentes,
seines Charakters und seiner Rittigkeit für Reitzwecke jeder Art geeignet ist.

Insgesamt gibt es also neben der Rittigkeit drei weitere Aspekte, die man sich laut Zuchtziel von einem westfälischen Reitpferd wünscht:

  • Korrektheit, Gesundheit und Typ
  • Bewegungsablauf
  • Vielseitigkeit

Drei von diesen vier Aspekten müssen unter dem Sattel oder im Freilaufen bzw. -springen, im Idealfall sogar in beiden Bereichen überprüft werden.

Die Rittigkeit erschließt sich von selber, der Wille des Pferdes, die Hilfen des Reiters anzunehmen, kann nur unter dem Sattel getestet werden.

Der Bewegungsablauf umfasst laut Satzung drei fleißige, taktmäßige, schwungvolle, leichtfüßige und raumgreifende Grundgangarten. Da an der Hand nur der Schritt und der Galopp überprüft werden können, ist auch für eine Bewertung des Bewegungsablaufs mindestens das Freilaufen notwendig. Da im Zuchtziel aber klar ein Reitpferd definiert wird, sollte auch unter dem Reiter überprüft werden, ob die Grundgangarten unter der Belastung erhalten bleiben.

Auch die Vielseitigkeit des Reitpferdes, die sicherlich auch eine gewisse Sportlichkeit beinhaltet, kann nicht an der Hand präsentiert werden. Auch hier sollte mindestens das Freispringen überprüft werden.

Lediglich zur Bewertung von Korrektheit, Gesundheit und Typ ist also eine Bewertung ohne Sattel und Reiter von Nöten.

Betrachtet man nun das Zuchtziel und die daraus entstehenden Bewertungsaspekte für das moderne Reitpferd, so stellt sich die Frage, warum Prämien nicht auf der Stutenleistungsprüfung, auf der drei von vier Aspekten vollständig bewertet werden können, vergeben werden, sondern auf Stutenschauen, auf denen lediglich das Exterieur und Teile des Bewegungsablaufs präsentiert werden können.

Schaut man außerdem auf die Selektionsmerkmale zur Exterieurbeurteilung, die die Grundlage für die Vergabe von Prämien auf Stutenschauen legen, so beinhalten sie den Rasse- und Geschlechtstyp, die Qualität des Körperbaus, die Korrektheit des Ganges, den Schritt, den Trab und den Gesamteindruck.
Schon in der eigenen Satzung wiederspricht das westfälische Pferdestammbuch also seinem Zuchtziel:

Durch die Vergabe von Prämien an Stuten, die weder eine Bewertung für ein Drittel des Bewegungsablaufs, noch für den Aspekt der Vielseitigkeit erhalten haben, werden Teile des Zuchtziels außer Acht gelassen.

Auf der Stutenleistungsprüfung wäre es hingegen ein leichtes, eine kurze Exterieurbeurteilung z.B. vor dem Freispringen einzuführen und somit den komplettesten Stuten eine Prämie zu ermöglichen.

Für dieses System sprechen weiterhin zwei weitere Argumente:

Für junge Pferde ist der Transport und ein Auftritt in einer ungewohnten Umgebung immer ein Stressfaktor. Selbst wenn die Vergabe einer Prämie nach einer sehr erfolgreichen Stutenleistungsprüfung nur noch reine Formsache wäre, so stellt man die jungen, qualitätsvollen Stuten, die eventuell auch noch im Sport eingesetzt werden oder tragend sind, vor eine weitere, eigentlich unntöige Belastung.

Außerdem gibt es eine Diskrepanz zwischen der Teilnahme an einer Stutenschau und der Benotung der Stutenleistungsprüfung: Gibt es bei der Stutenleistungsprüfung inzwischen keinen Altersabzug bei vierjährigen Stuten mehr, so können doch nur dreijährige Stuten auf Stutenschauen vorgestellt werden. Zwar können an ältere Stuten auch noch Verbandsprämien verliehen werden, dies ist aber nur über Umwege im Sport oder über gute Nachzucht möglich. Eine mögliche Staatsprämie entfällt für vierjährige Stuten hingegen ganz, diese kann nur auf der Elitestutenschau vergeben werden, für die sich die Stuten wiederum nur über regionale Stutenschauen, also nur dreijährig, qualifizieren können.
Dieser Aspekt betrifft vor allem großrahmige, blütige Stuten, die oftmals aufgrund ihrer erst etwas später ihr volles Potential entfalten können und somit oft keine Prämie erhalten.
Besonders für Blutstuten, die doch auch laut Verband so dringend benötigt werden, sollte darüber nachgedacht werden, die Staatsprämie nur dreijährig zu vergeben.
Schaut man sich die geringe Zahl der Halbblutstuten auf den letzten Eliteschauen an, so bestätigt sich dieser Verdacht wohl.

Besinnt man sich nun zurück auf das Zuchtziel, so sollte überdacht werden, ob die Stutenschau der richtige Ort zur Vergabe von Prämien ist, besonders wenn doch ausdrücklich ein Reitpferd und kein Schaupferd gezüchtet werden soll.

Quellenangabe:  http://westfalenpferde.de/01/pdf-dateien/Satzung2011.pdf

Montag, 13. August 2012

Pferdezucht aus Leidenschaft: Der Zucht- und Aufzuchtstall Schräder/Witte in Ladbergen

Wer den Hof von Ricarda Schräder und Martin Witte betritt, der merkt sofort: Hier dreht sich alles um das Thema Pferd. Die idyllisch gelegene Anlage zwischen Münster und Osnabrück beherbergt nämlich neben zahlreichen lebendigen Vierbeinern auch Plastikpferd „Maric“, das einen im freundlich gestaltetem Innenhof begrüßt.
Ricarda Schräder und Martin Witte betreiben ihren Betrieb seit 2005 und vergrößern und entwickeln sich seitdem stets von Jahr zu Jahr.
Denn im Gespräch mit den Pferdehaltern, die beide Quereinsteiger sind, wird schnell klar: Neben Liebe und Leidenschaft stecken vor allem viel Professionalität und Dynamik hinter dem Erfolgsrezept des Zucht- und Aufzuchtstall Ladbergen.

Auf dem Hauptgelände des Hofes tummeln sich neben einigen Reitpferden etwa zehn Zuchtstuten mit ihren Fohlen auf den großen Weiden und in den geräumigen Stallungen. Die zahlreichen Aufzuchtpferde stehen auf Außenanlagen – aus Gründen des Gesundheitsschutzes für die werdenden Mütter und die Allerkleinsten, erklärt die passionierte Züchterin.

Sieben eigene Zuchtstuten stehen im Moment im Stall der Züchtergemeinschaft Schräder/Witte, darunter auch das „Schmuckstück“ Sunshine. Die Show Star-Tochter ist selber bis in die schwere Dressurklasse ausgebildet und weist zahlreiche Platzierungen in Jungpferdeprüfungen auf.
Ihr diesjähriges Fohlen vom Landbeschäler Dankeschön trägt zu recht den Namen „Diamant“ und konnte sich souverän für das Deutsche Fohlenchampionat in Lienen qualifizieren und ist die größte Hoffnung seiner Züchter für die Körung 2014.
Die eigenen Stuten sind streng selektiert, es wird auf gute Stutenstämme wert gelegt, alle Stuten verfügen entweder über Prämien, eigene Sporterfolge oder bereits erfolgreiche Nachzucht.
Neben prominenten Namen wie Rosenkavalier, Show Star und Ehrentusch finden sich auch Hengste aus altbewährten Linien wieder, wie z.B. Grande, Artwig oder Der Clou.

Ab etwa Anfang März werden die Fohlen auf dem Hof Schräder/Witte geboren, denn eines ist den Betreibern besonders wichtig: Alle Jünglinge sollen von Anfang an genügend Auslauf genießen, damit sich der Bänder- und Sehnenapparat gut ausprägen und entwickeln kann. Um auch etwas unreifen oder weich gefesselten Fohlen gerecht zu werden, wurde ein kleiner betonierter Bereich vor den Abfohlboxen angelegt, den Mutter und Kind in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt nutzen können.
Auch Hygiene ist den Züchtern vor und nach der Geburts besonders wichtig: Alle Boxen werden täglich gemistet und regelmäßig desinfiziert.
Damit es soweit kommen kann, stehen zahlreiche technische und medizinische Raffinessen zur Verfügung: Martin Witte ist Eigenbestandsbesamer und kümmert sich darum, dass die Stuten vor der Geburt mit einem Birth Alarm und einer W-LAN-Kamera in ihrer Abfohlbox ausgestattet werden. Ricarda Schräder überwacht die werdenen Mütter mit Ph-Tests, um den Abfohlzeitpunkt möglichst genau bestimmen zu können und hat nach der Geburt schon so manchem Fohlen mit ihren umfassenden Kenntnissen im Bereich der Homöopathie auf die Beine helfen können.
Außerdem arbeiten die Beiden mit renommierten Tierärzten zusammen, die unter Anderem auch das Deutsche Fohlenchampionat betreuen.

Alle Fohlen werden bereits ab dem ersten Tag nach der Geburt ganz individuell betreut. Die Fohlen werden sofort an ein Halfter gewöhnt und es wird täglich das Hufeauskratzen geübt, da ist das Fohlen-ABC schnell gelernt.

Auf die Fütterung von Mutter und Fohlen legen alle Mitarbeiter besonders viel Wert: Neben hochwertigem Heu ad libidum aus eigenem Anbau steht hochwertiges Zucht- und Mineralfutter, das täglich individuell abgemessen und verfüttert wird, zur Verfügung.
Zweimal in der Woche gibt es frisch gekochtes Mash.
Dieser Fütterungsplan gilt auch für die Aufzuchtpferde, die auf den Außenanlagen untergebracht sind.

Die Stutfohlen stehen in einer altersgemischten Gruppe aus den Jahrgängen 2010 und 2011 tagsüber auf einer weitläufigen Weide bzw. im Winter auf einem großzügig angelegten Paddock, auf dem ihnen Heu zur freien Verfügung steht.
„Neben ausreichend viel Fläche ist uns eine gute Einzäunung unserer Weiden besonders wichtig.“, erzählt Betreiberin Ricarda Schräder, alle Zäune werden regelmäßig kontrolliert und erneuert.
Am frühen Abend werden die Stutfohlen über Nacht in den Stall geholt. Dabei kennt Ricarda Schräder ihre Schützlinge ganz genau: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es einfacher ist, die Fohlen in Herdenrangfolge in den Stall zu bringen.“. Alle Pferde werden dabei am Strick geführt, damit sie „als Dreijährige nicht ganz verwildert sind.“. Aus diesem Grund werden alle Pferde auch einmal die Woche geputzt, eine menschenbezogene Aufzucht ist im Reitstall Ladbergen selbstverständlich. Alle Jungpferde kennen den Schmied, sind regelmäßig geimpft und entwurmt.
„Wenn man die Pferde regelmäßig führt und putzt sind auch Besuche vom Tierarzt oder Schmied in der Regel kein Problem.“, erklärt die Betreiberin. „Aber auch knuddeln ist ganz wichtig“, ergänzt sie mit einem Lächeln und streichelt ihre Jährlingsstute.
Über Nacht stehen die Jährlinge zu zweit in Laufboxen, die Zweijährigen werden in Einzelboxen aufgestallt, damit sie beim Umzug in den Ausbildungsstall keinen „Kulturschock“ erleiden.

In kleiner Entfernung zum Hof leben die Junghengste in Jahrgängen im Offenstall bzw. Stallzelten.
„Wir achten darauf, dass die Gruppengröße immer eine gerade Zahl ist, damit keiner zum Außenseiter wird“, erklärt Ricarda Schräder die Aufteilung.
Die beiden Hengstgruppen werden zweimal täglich kontrolliert und gefüttert, dabei kommen Futtereimer zum Einsatz.
Auch die Junghengste gehen niemals ohne jegliche Erfahrung vom Hof: Im Winter ihres dritten Lebensjahres kommen sie auf die Hauptanlage, um sie an Boxenhaltung, Ausrüstung und das Reitergewicht zu gewöhnen, erst dann wechseln alle Dreijährigen – auch die Stuten – in den Ausbildungsstall.

Die Zuchtprodukte gehen unterschiedliche Wege. Grundsätzlich stehen alle Fohlen zum Verkauf. Da aber ausreichend Fläche vorhanden ist, können alle Fohlen – ob verkauft oder nicht – auch selber aufgezogenen werden und werden dann als angerittene Remonten verkauft. So stehen permanent mehrere qualitätsvolle Youngster zwischen Fohlenalter und vierjährig zum Verkauf, einige von ihnen sammeln bereits vor dem Verkauf erste Turniererfahrungen und sammeln fleißig Platzierungen – auch unter Amateuren.

Zwar wird das Hauptaugenmerk im Stall Schräder/Witte auf die Zucht und Aufzucht gelegt, aber auch Reit-, Rentner- oder Rekonkaleszenzpferde sind herzlich willkommen.
Für die Reitpferde steht ein Reitplatz, eine Führanlage und ein schönes Ausreitgelände bereit.
Rekonkaleszenzpferde können individuell behandelt werden, es wurden schon sehr gute Ergebnisse mit Magnetfeldtherapie erzielt, so konnte bei einer Stute mit einem Nervus Radialis-Abriss, die als unheilbar galt, bereits eine Lahmfreiheit erreicht werden.

Für die Zukunft wünschen sich die Betreiber eine dynamische Erweiterung ihres Betriebs, eventuell mit der Möglichkeit eigene und Einstellerpferde dort anzureiten und auszubilden, bis sie verkauft oder vom Besitzer übernommen werden. Außerdem hoffen sie auf eine erfolgreiche Aufzucht ihres Hengstfohlens „Diamant“, den sie gerne zur Körung vorstellen möchten. Also, auf ein Wiedersehen - spätestens - in Münster-Handorf 2014!

Kontakt und weitere Informationen, sowie aktuelle Verkaufspferde des Zucht- und Aufzuchtstalls Schräder/Witte erhalten sie über die Homepade www.reitstall-ladbergen.de, rischraeder@aol.com oder 0172/5941710


Sonntag, 12. August 2012

Wenn Silbermedaillen keine Freude machen

Gestern endeten die olympischen Reitwettbewerbe mit den Enscheidungen um die Einzelmedaillen in der Dressur. Diese wurden zum ersten Mal ausschließlich über die Platzierung in der Kür vergeben.
Zu sehen gab es neben großartigen Ritten zu perfekt abgestimmter Musik wie bei Charlotte Dujardin, leider auch unschöne Bilder von stramm angezogenen Kandaren und Pferden, die alles andere als reel durch das Viereck tanzten.
Aber auch große Diskrepanzen in den Richterurteilen und die Entscheidung, dass der Grand Prix Special nicht mehr in die Einzelwertung mit eingeht, lassen diesen letzten olympischen Reitwettbewerb in keinem guten Licht stehen.

Vorab: Auch, wenn der Grand Prix Special mit in die Wertung eingegangen wäre, hätte es für Helen Langehanenberg nicht zu einer Medaille gereicht, es geht also nicht darum, die deutschen in ein besseres Licht zu rücken.

Trotzdem sollte überdacht werden, ob Noten, die für eine spektakuläre Choreografie vergeben werden, zu gleichen Teilen in die Endnote mit eingehen sollten, wie die Teilnoten für die technische Ausführung. Die Dressur wird oft genug nicht als Sportart ernst genommen, da ist es sicherlich nicht förderlich, wenn die Endnote maßgeblich für von einer doch recht subjekten Note beeinflusst wird.

Erste deutsche Reiterin war Kristina Sprehe mit Desperados. Anky von Grunsven hatte mit dem wiederbelebten Rentner Salinero kurz zuvor 82% vorgelegt. Nach dem Missgeschick aus dem Special konnte Kristina Sprehe ihren lackschwarzen Hengst diesmal deutlich gelöst vorstellen. Desperados lief stets mit der Nase leicht vor oder an der Senkrechten und auch der Schweif war -zumindest in großen Teilen der Prüfung- wesentlich ruhiger als noch zwei Tage zuvor. In den Passagen und Piaffen zeigte der Hannoveraner seine Stärke und setzte sich vorbildlich auf die Hinterhand, allerdings trat er teilweise deutlich ungleich in der Hinterhand. Insgesamt wünscht man sich dieses Pferd noch etwas sicherer im Takt.
Insgesamt standen am Ende 81,375% zu Buche, wobei der dänische Richter Leif Törnblad mit seiner Wertung von genau 77% fast 5% unter dem des Richters bei M lag, der die zweitschlechteste Bewertung für Kristina Sprehe vergab.
Bedauerlich ist, dass die Reiterin in der technischen Note deutlich vor Anky van Grunsven und Carl Hester lag. Dieser Umstand zeigt, wie stark die oft sehr hoch gewählte B-Note die Platzierung beeinflussen kann.

Alle drei deutschen Reiterinnen waren nacheinander an der Reihe, so dass sich das Publikum nach einer kurzen Pause auf Dorothee Schneider freuen konnte.
Zu sehen bekam es feines Reiten auf höchstem Niveau. Die Hilfen von Dorothee Schneider waren kaum zu erkennen, besonders ihre Zügelhilfen wirkten, besonders im Vergleich zu anderen Reitern, nur minimal. Diva Royal quittierte diese feine Hilfengebung mit einer sehr konstanten Anlehnung, die Nase stets vor der Senkrechten, der Schweif locker pendelnd und einem starken Schritt, der nicht mit mehr Raumgriff und Takt ausgestattet sein könnte.
Am Ende reichte es zu Platz sieben - einen Platz vor Kristina Sprehe - doch auch Dorothee Schneider schnitt in den technischen Noten besser ab, als die Teilnehmer auf Platz fünf und sechs.

Helen Langehanenberg verkündete bereits vor den olympischen Spielen, dass ihr Hengst Damon Hill ein besonderer Freund der Kür ist. Dieser Eindruck bestätigte sich. Damon Hill präsentierte sich in überragender Selbsthaltung und Balance, die Passagen und Piaffen waren, bis auf einen Rhythmusverlust in der Piaffe, beeidruckend gesetzt und auch die Vorwärtstendenz in der Piaffe hatte sich im Vergleich zu den anderen zwei Prüfungen minimiert. Die Verstärkungen verfügten in allen drei Grundgangarten über deutliche Rahmenerweiterung, was den späteren Medaillengewinnern nicht immer bzw. nicht reel gelang. Obwohl der Hengst sehr losgelassen wirkte, sperrte er leider auch in dieser Prüfung leider wieder deutlich im Maul.
Am Ende belegten die beiden denkbar knapp Platz vier, wobei auch hier der dänische Richter mit 79,750% (Gesamt 84,303%) seinen Teil dazu beitrug.

Alle drei Reiterinnen fielen auf, leider nur eine von ihnen wirklich positiv.

Auf dem Bronzerang konnte sich Laura Bechtholsheimer mit Mistral Hojris platzieren. Ihre Kür zur Musik war ausgesprochen lektionssicher, der Wallach zeigte einen sehr guten Ausdruck. Allerdings wirkte die Reiterin sehr massiv ein, das Pferd lag permanent auf ihrer Hand und reagierte nur auf deutlichste Hilfen.

Silber ging an die Niederländerin Adelinde Cornelissen mit ihrem bewährten Parzival. Konnte man in der gesamten Prüfung sowohl bei den deutschen, wie auch bei den britischen Reitern klassisch ausgebildete Pferde sehen, die in guter Aufrichtung an der Senkrechten gingen, so zeigte Cornelissen ihren Wallach ausgesprochen hoch aufgerichtet.
Die Kandare war stets angezogen und das Pferd wirkte über weite Strecken der Prüfung stramm im Rücken.
Am Ende der Prüfung zeigten die Kameras eine Großaufnahme von Maul und Auge des Pferdes, die Bände sprachen.
Ob diese Reiterei Zukunft hat, müssen die Richter entscheiden, auch, wenn sie heute noch hoch honoriert wurde, scheinen sich andere Nationen auf dem Weg zurück zur klassischen Reiterei zu befinden und erzielen damit ebenso überragende Ausbildungsergebnisse.


Charlotte Dujardin und ihr Shootingstar Valegro holten sich wie erwartet - und vollkommen zu Recht - die Goldmedaille. Dieses Paar hatte es wirklich mehr als verdient. Valegro verkörpert Charme, Gangvermögen und Coolness wie kein Zweiter in dieser Prüfung. Stets in guter Anlehnung und reeler Aufrichtung punktete er besonders in der Trabtour mit eindrucksvollen Verstärkungen, in denen man hervorragend den Unterschied zu Parzival erkennen konnte: Beide Pferde traben mit spektakulärem, raumgreifendem Vorderbein, doch bei Valegro kam auch das Hinterbein auf die gleiche Höhe und fußte sehr gut unter.
Die Reiterin wirkte fein und gefühlvoll ein, hier schien vollkommene Harmonie zu herrschen.
Dieses Bild konnte auch eine kleine Unstimmigkeit am Ende der Prüfung nicht zerstören.


Insgesamt konnten sich die Zuschauer über eine äußerst hochkarätige Prüfung freuen, neun Paare lagen über 80%, kein Paar wurde schlechter als 75% bewertet, dies war einem olympischen Finale würdig. Nicht würdig waren allerdings die weit auseinander klaffenden Richterurteile, durch die die Platzierungen kräftig durcheinander gewürfelt wurden. Vielleicht sollte hier über einen Modus nachgedacht werden, bei dem Ausreißer nach oben wie nach unten ein Streichergebnis bilden, wie in vielen anderen Sportarten üblich.








Dienstag, 7. August 2012

Ein wahrer Teamerfolg: Silber für das deutsche Dressurteam!

Mit fairem Reiten und einem Lächeln auf den Lippen haben heute die deutschen Dressurreiterinnen um Bundestrainer Jonny Hilberath die Silbermedaille im olympischen Mannschaftsentscheid in London gewonnen. Mit Helen Langehanenberg, Dorothee Schneider und Kristina Sprehe konnten sich alle drei Mannschaftsreiterinnen unter den ersten zehn und somit auch souverän für die abschließende Grand Prix Kür qualifizieren. Auch Einzelreiterin Anabel Balkenhol konnte sich um mehrere Prozentpunkte gegenüber ihrem Grand Prix-Ergebnis verbessern und verpasste mit Platz 19 nur knapp das Finale, in dem sie aber aufgrund der Regelung, dass pro Nation nur drei Reiter an dieser Entscheidung teilnehmen dürfen, auch mit Qualifikation nicht hätte starten dürfen.

Neben den Deutschen fiel auch die britische Mannschaft durch tolles Reiten und Harmonie zwischen Reiter und Pferd auf. Charlotte Dujardin und Carl Hester präsentieren ihre Pferde locker, stets vor der Senkrechten, mit locker pendeldem Schweif. Laura Bechtholsheimer musste ihren "Alf" zwar mit deutlicheren Hilfen reiten, aber auch hier hat sich die Losgelassenheit des Pferdes deutlich verbessert, ohne an Ausdruck zu verlieren. Da die Briten bereits ein Championat in dieser Besetzung hinter sich hatten, konnten sie heute Erfahrung und Heimvorteil ausspielen und gewannen verdient Gold. Gratulation!

Die Niederländer, die heute Bronze gewannen, stellten ihre Pferde in gewohnter Haltung vor. Alle Pferde gingen hoch aufgerichtet und neigten dazu, mit der Stirnlinie hinter die Senkrechte zu geraten.  Bei Anky van Grunsvens Salinero, der eigentlich bereits in Rente ist, war das Genick selten der höchste Punkt. Leider konnte keiner der drei Teamreiter im Schritt von sich überzeugen. Die Passagen und Verstärkungen hingegen sind, besonders in der Vorhand, spektakulär wie eh und je.

Der heutige deutsche Teamerfolg ist kein zufälliger. Er ist eine Konsequent kontinuierlicher und langfristiger Arbeit, bei der mehr als nur drei Reiter ein großartiges Team mit ihren Pferden bildeten.

Den Beginn für die Mannschaftswertung machte Dorothee Schneider mit der Don Frederico-Tochter Diva Royal. Die hervorragende Ausbildung dieser Stute ist kein Zufallsprodukt. Seit 2009 steht sie im Besitz der aufstrebenden U25-Reiterin Stella-Charlott Roth, die sie nach den olympischen Spielen wieder im Grand Prix-Sport vorstellen wird, Dorothee Schneider wird der jungen Paarung als Trainerin mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Trotz ihres jungen Alters von erst zehn Jahren, ist es nicht das erste Championat für diese Stute: Bereits 2010 gewann sie mit ihrer Besitzerin Gold bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter, mit gerade einmal acht Jahren, was besonders für den Charakter dieses Ausnahmepferdes spricht.

Diva Royals Karriere verlief auf besondere Weise mit zwei Reiterinnen: Dorothee Schneider bildete die Stute kontinuierlich weiter aus, qualifizierte sie 2009 zum Finale des Nürnberger Burgpokals und zwei Jahre (2011) später für den Nachwuchspferde Grand Prix-Cup der Tesch Inkasso. 2010 war die Stute dann wie schon erwähnt mit ihrer Besitzerin in der internationalen Nachwuchstour hoch erfolgreich.

Bemerkenswert ist besonders, dass  Dorothee Schneider die Stute nach dem Finale des Nürnberger Burgpokals bis August 2011 nicht mehr auf dem Turnier vorstellte, sondern nur zu Hause mit ihr trainierte. Diva Royal läuft also nach ihren Erfolgen im Nachwuchspferde-Grand Prix erst seit dieser Saison im großen Sport.

Die Entwicklung des Pferdes ist also aus einer Teamarbeit zwischen Schneider und Roth entstanden, die heute sicherlich mit großer Spannung den Ritt ihrer Stute verfolgt haben dürfte. Vielleicht ist sie 2016 schon selber mit der Stute in Rio de Janeiro vertreten, das Potential dürften beide mitbringen, Erfolge sprechen in diesem Falle für sich.

Im heutigen Grand Prix Special zeigte die Stute sich dann von ihrer besten Seite. Es ist wohl auch ihrem Interieur zu verdanken, dass sie heute einen Schritt zeigte, wie man ihn sich besser kaum ausmalen kann. Die Stute zeigte sich in ihrer Paradegangart losgelassen, immer im Takt und mit überragendem Raumgriff und Übertritt. Hier kann die Stute fast alle Pferde, die heute vor ihr platziert waren, deutlich in den Schatten stellen. Besonders im Vergleich mit Pferden wie Parzival fiel auf, dass Diva Royal ein sehr komplettes Pferd ist, bei dem Vor- und Hinterhand in sehr guter Relation zueinander stehen. Vielleicht fehlte heute noch der allerletzte Ausdruck, bedenkt man aber das Alter der Stute und sieht ihr bisheriges Entwicklungspotential, so kann man leicht ins Träumen geraten.

Zweite Starter für das deutsche Team waren am heutigen Tag Kristina Sprehe und der ausgesprochen charmante De Niro-Sohn Desperados.

Desperados' Geschichte ähnelt der von Diva Royal. Er war Prämienhengst der Hannoveraner Körung 2004 und danach hoch erfolgreich in allen Nachwuchsserien, so war er zunächst Vize-Bundeschampion unter Holga Finken. Einige Jahre später qualifizierte er sich unter seinem neuen Ausbilder Falk Rosenbauer für das Finale des Nürnberger Burgpokals 2009. Das Highlight der gemeinsamen Karriere gelang Rosenbauer mit dem Gewinn des Deutschen Dressurderbys in Hamburg 2010. Danach wechselte der Hengst in den Beritt der Besitzertochter Kristina Sprehe.

Auch hier ging es mit der Karriere des Rappen steil bergauf: 2011 konnte er mit seiner Reiterin den Piaff-Förderpreis und den Otto Löhrke-Preis gewinnen. Auch Kristina Sprehe und Desperados wurden erst dieses Jahr in den Championatskader berufen, es folgten prompt Siege in der großen Tour beim CHIO Aachen und somit die sichere Nominierung für die olympischen Spiele.

Heute hatte das Paar leider nicht seinen besten Tag erwischt. Desperados wirkte bereits beim Einreiten ins Viereck sehr spannig, der Schweif war stets unruhig, ein deutliches Zeichen für mangelnde Losgelassenheit, die bei diesem Hengst eigentlich immer zu sehen ist. Leider baute sich die Spannung in einem deutlichen Ungehorsam ab. Äußerst positiv ist allerdings zu werten, dass Desperados nach diesem Fehler deutlich entspannter wurde und seine Reiterin ihn weiterhin gezielt und gekonnt durch die Prüfung führen konnte. So konnte der Hengst doch noch seine größte Stärke präsentieren: Die Piaffe. Herrlich auf die Hinterhand gesetzt und immer immer im Takt, dürfte es wohl einige hohe Noten für diese Lektion gegeben haben.

Und wer an einem schlechten Tag immer noch weit über 76% auf sein Konto schreiben darf, der kann sich wohl ohne zu übertreiben zur Weltspitze zählen.

Als letzte deutsche Starterin ritt Helen Langehanenberg mit Damon Hill ins Viereck ein. Sowohl die Reiterin mit 30 Jahren, als auch ihr zwölfjähriger Hengst waren die Routiniers des deutschen Teams, was den Erfolg der Equipe noch einmal in ein viel besseres und deutlicheres Licht rückt.

Wie auch seine beiden equinen Teamkollegen, war Damon Hill zunächst unter Ingrid Klimke erfolgreich, war Vize-Bundeschampion und Weltmeister der jungen Dressurpferde, außerdem startete auch er im Finale des Nürnberger Burgpokals, das war 2008. Schon während seiner Ausbildung ritt Helen Langehanenberg den Hengst, als sich ihre Trainerin Ingrid Klimke verletzte, zu Championatsehren bei der WM in Verden.
Damon Hills sportliche Karriere, die auf der NRW-Hauptkörung 2002 begann, kann also als mustergültig und selten dagewesen bezeichnet werden.
Der prämierte Dunkelfuchshengst kann übrigens auch Platzierungen in Spring- und Geländepferdeprüfungen vorweisen, außergewöhnlich für ein Dressurpferd dieser Klasse und seiner vielseitigen Ausbilderin Ingrid Klimke zu verdanken, die es wohl wie keine andere weiß, junge Pferde in allen Disziplinen auszubilden und vor zu stellen.

Helen Langehanenberg erritt sich erste Erfolge in der Ponytour und war in den letzten Jahren eine der erfolgreichsten Reiterinnen auf dem Bundeschampionat. Mit den Damon Hill Kindern Damon's Devine, Damon's Delorange und Damon's Sattelite (M.v. Rubin-Royal, Z.: Christian Becks, Senden) hat sie drei Vollgeschwister in den letzten Jahren zum Bundeschampionat qualifizieren können, beide Stuten waren Championess bzw. Vize-Championess.

Seit 2008 steht Helen im Championatskader, 2010 übernahm sie Damon Hill von Ingrid Klimke. Seitdem reitet sie auf hohem Niveau, konnte sich im Weltcup-Finale platzieren und wurde deutsche Meisterin.

Am heutigen Tag zeigte Damon Hill, warum er Doppelweltmeister der jungen Dressurpferde war. Drei hoch elastische, raumgreifende Grundgangarten, die besonders in den Verstärkungen zu gefallen wussten, konnte er präsentieren. Einige kleine Fehler verhinderten heute noch eine Platzierung unter den ersten dreien.

Am Ende standen 78,937% für das Paar zu Buche, insgesamt Platz vier, wobei ein Richter sie sogar bei über 82% lag.

Betrachtet man nun diesen beachtlichen Erfolg der jungen Dressurequipe so stechen einige Fakten besonders ins Auge:

Alle Pferde wurden bereits von verschiedenen Reitern erfolgreich im Sport vorgestellt. Dieser Umstand spricht für das Interieur der Championatspferde, ist es doch auch für so manches "Wunderpferd" anscheinend nicht ganz einfach, sich auf einen neuen Reiter einzustellen.

Alle Pferde des deutschen Teams stammen väterlicherseits von der Vererberlegende Donnerhall ab.

Alle Pferde begannen ihre Karrieren über die verschiedenen deutschen Nachwuchsserien. Dablino, Diva Royal, Desperados und Damon Hill waren alle platziert im Finale des Nürnberger Burgpokals.

Aber die schönste Tatsache:

Alle Reiterinnen strahlten sowohl vor, als auch nach ihrer Prüfung und lobten ihre Pferde überschwinglich - das ist wahre Freude am Pferdesport!



Montag, 6. August 2012

Antwort zum Artikel "Deutsches Dressur-Team tanzt nur in der zweiten Reihe"

http://olympia.ard.de/london2012/allemeldungen/olympialondon6165.html

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Reitsport ist eine der bedeutungsvollsten olympischen Disziplinen in Deutschland, konnten doch deutsche Reiter über das gesamte letzte Jahrhundert hinweg stetig Medaillen gewinnen.
Diese Medaillen wurden gewonnen nach der klassischen Reitlehre, die in den ethisches Grundsätzen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung seit jeher verankert sind.

In diesen Grundsätzen heißt es unter Anderem: „Die Beeinflussung des Leistungsvermögens durch … nicht pferdegerechte Einwirkung durch den Menschen ist abzulehnen und muss geahndet werden.“

Diesen Grundsatz verkörpert das junge deutsche Dressurteam wohl wie kein Zweites.
Harmonische Ritte und zufriedene Pferde, die sich mit ihren Reitern im Einklang befinden, sind die logische und richtige Konsequenz dieses guten Reitens.

Alle Reiterinnen haben sich im letzten Jahr um mehrere Prozentpunkte verbessern können, auch dies ein Anzeichen von stetiger, langfristiger und konsequenter Arbeit, die sich nun auch durch sehr gute Platzierungen bei den Olympischen Spielen auszahlt.

Die von Ihnen hochgelobte Ardelinde Cornelissen hingegen ist in der Reitwelt hoch umstritten, ging ihr Wallach Parzival doch während der Prüfung oft zu eng im Hals und blockierte sogar kurzzeitig beim Rückwärtsrichten, genau in der Lektion, in der die Losgelassenheit, und somit die Zufriedenenheit des Pferdes, überprüft werden soll.

Während dieser olympischen Spiele gab es bereits von Patrik Kittel, der ebenso wie Adelinde Cornelissen ein Schüler des niederländischen Nationalcoachs Sjef Janssen ist, ausgesprochen unschöne Bilder, die sein Pferd Scandic in der verbotenen Rollkurhaltung zeigen, die, wie in meinem Zitat aus den ethischen Grundsätzen der FN belegt abzulehnen und zu ahnden ist.
Es stellt sich also die Frage, was die deutsche Medienlandschaft nun von unseren jungen Dressurreiterinnen erwartet:

Gutes und harmonisches Reiten, bei dem der Sport und das Zusammenspiel mit dem Pferd im Vordergrund steht oder der Erfolg um jeden Preis?

Folgt man Ihrer Berichterstattung, so sollte man denken, dass allein der Erfolg das Ziel ist, was ich als ausgesprochen demoralisierend für unsere jungen Reiterinnen empfinde, die ihrem Sport doch so fair und voller Leidenschaft nachgehen.
Durch diese Art der Berichterstattung gelangen die Ethischen Grundsätze, mit denen in Deutschland doch seit gut hundert Jahren so erfolgreich geritten wird, in den Hintergrund und das Pferd als reines Sportgerät in den Vordergrund.

Abgesehen von dieser unmöglichen und demoralisierenden Berichterstattung, liegen in Ihrem Bericht auch schwerwiegende Fehler vor.

Der von Ihnen als „Wallach“ betitelte Damon Hill, vererbt sich mindestens genauso hervorragend, wie er sich unter dem Sattel präsentiert, konnte er doch unter Anderem mit der Bundeschampionesse Damon's Divene und weiteren hoch dekorierten Nachwuchspferden auch auf internationalem Parkett seine Vererbungskraft beweisen, die ihm als Wallach wohl schwer fallen würde.

Außerdem fragt man sich, wo sich Ihre Fachjournalisten befanden, als beispielsweise die Briten 2010 bei den Weltreiterspielen die Silbermedaille oder anlässlich der Europameisterschaften 2011 vor heimischer Kulisse Gold gewannen und Charlotte Dujardin dieses Jahr in Hagen a.T.W. mit über 88% einen neuen Weltrekord im Grand Prix Special erritt.
Bei diesen Erfolgen von einem „plötzlichen Erstarken“ zu sprechen, spricht einzig und allein gegen Ihre Sachkompetenz und Recherche.

Die Krönung des ohnehin schon unverschämten Artikels ist jedoch die fast schon ironisch wirkende Bemerkung zu Holger Schmezers Tod. Wie dieses einschneidende Erlebnis in einer Zeile abgehandelt wird, ist vollkommen pietätlos.

Vergleicht man übrigens die Prozentzahlen der deutschen Reiterinnen im olympischen Grand Prix mit denen des von Ihnen als „Wunderpferd“ betitelten Totilas, so empfindet man es höchstens noch als wunderlich, dass dieses Pferd uns „retten“ sollte.

Allerdings sehe ich auch keinen Anlass zur Rettung, bei einem Team, dass nach der Hälfte
der Entscheidungen knapp hinter Großbritannien auf Platz zwei liegt und im Einzel mit drei Reiterinnen unter den ersten zehn liegt. Zwei dieser Reiterinnen liegen übrigens vor dem zitierten Carl Hester.

Ob man mit diesen Ergebnissen in der zweiten Reihe tanzt? Ich glaube wohl kaum. Zumindest habe ich noch keine Disziplin verfolgt, in der deutsche Starter sich einheitlich auf diesen vorderen Plätzen platzieren konnten.

Diese Umstände sollten Sie vielleicht bei Ihrer nächsten Berichterstattung bedenken, bevor Sie sich -völlig fehl am Platz- so kritisch über das deutsche Dressurteam äußern.

Mit freundlichen Grüßen

Anna Kogge

Freude an Pferdesport, -zucht und -aufzucht

Liebe Leser,

erst einmal ein ganz herzliches "Willkommen" auf meinem Blog, schön, dass ich Ihr Interesse wecken konnte.

Ich möchte mich hier in nächster Zeit kritisch, aber besonders auch freudig mit Themen rund um den Pferdesport, die Zucht und Aufzucht beschäftigen.

Anlass zu meinem Blog fand ich während der aktuellen Olympischen Spiele in London:

Seit vielen Jahren steht der Reitsport -oft zu Recht- in der medialen und öffentlichen Kritik. 
Die Substanz "Capsaicin" ist innerhalb der Reitsportwelt seit 2008 so bekannt, wie kaum ein anderer medizinischer Wirkstoff, immer wieder flammen neue Diskussionen über umstrittene Trainingsmethoden wie die Rollkur auf.

Umso schöner war es anzusehen, dass das deutsche Dressurteam, das bei den Olympischen Spielen in London an den Start geht, endlich wieder die Grundsätze der klassischen Reitlehre verkörpern und sich in Harmonie als Einheit mit ihrem Pferd präsentieren.

Helen Langehanenberg, Kristina Sprehe, Dorothee Schneider und Anabel Balkenhol geben dem Reitsport ein frisches Gesicht, bei dem die Zusammenarbeit mit dem Sportpartner Pferd und nicht der Erfolg auf Kosten des Tieres im Vordergrund steht.

Da der große Sport schon im ganz Kleinen beginnt, hoffe ich, Ihnen auch einige informative Texte zum Thema Zucht, Aufzucht und Basissport präsentieren zu können.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen so viel Freude, wie ich sie beim Verfassen und der Auseinandersetzung mit dem Thema Pferd habe.

Anna Kogge